Jahresrückblick auf „Was mit Wein“

Trends, Entwicklungen und Abschiede

Das Jahr neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu. Für „Was mit Wein“ war es ein vergleichsweise ruhiges Jahr – mit einer Ausnahme: Unsere Veranstaltung „Wein und Klimawandel“, die wir in Kooperation mit dem Freundeskreis Botanische Gärten Bonn durchführen durften, war ein großer Erfolg und soll nächstes Jahr seine Fortsetzung finden.

Abseits davon habe ich die Zeit genutzt, um neue Weine und Regionen zu entdecken – und mich inspirieren zu lassen. Doch auch in der Welt des Weins hat sich einiges getan. Ein Blick auf die wesentlichen Trends.

PiWis: Die Zukunft ist jetzt

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten, kurz PiWis, haben im vergangenen Jahr ihren festen Platz in den Regalen gefunden – sogar beim Discounter! Während diese Sorten einst ein Nischendasein fristeten, entwickeln sie sich nun zu ernstzunehmenden Akteuren im Weinmarkt. Immer mehr Winzer und Vermarkter trauen sich, die neuen Rebsortennamen selbstbewusst aufs Etikett zu schreiben. Zum Glück lassen sich die neuen Bezeichnungen hören. „Cabernet blanc“ klingt ja auch schon irgendwie vertraut, auch wenn wir mit dem Cabernet bislang nur Rotweine verbanden. Interessant sind vor allem die ersten Lagen-PiWis, die eindrucksvoll zeigen, welches Potenzial in diesen „Zukunftsweinen“ steckt. Viele Winzer experimentieren auch mit unterschiedlichem „Ausbau“, also der Verarbeitung im Weinkeller. Moderater Holzeinsatz wertet manchen Wein noch einmal zusätzlich aus. Wie die Lagerfähigkeit der Neuen ist, muss ebenfalls noch ergründet werden. Eins steht fest: Je besser die Bedingungen und die Lagen, desto spannender wird das Ergebnis im Glas. Es bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung die Akzeptanz für nachhaltigen Weinbau weiter steigert.

Alkoholfreie Weine: Mehr als nur eine Alternative?

Ein weiterer großer Trend, der 2023 deutlich Fahrt aufgenommen hat, ist der Boom alkoholfreier Weine. Was früher oft skeptisch beäugt wurde, hat sich mittlerweile eine Nische erkämpft.

Wobei ich die Aussage eines Alkoholfrei-Winzers bemerkenswert fand, dass seine Kunden eher nicht klassische Weintrinkende sind, sondern Menschen, die aus welchen Gründen auch immer in der Regel keinen Alkohol trinken. Bedenkt man, dass der Alkohol- und Weinkonsum der jüngeren Generation stark zurückgeht, könnte das Thema jedenfalls auch von wachsender wirtschaftlicher Bedeutung für die Weinbranche werden.

Besonders alkoholfreie Schaumweine überzeugen bereits seit einiger Zeit, aber auch Stillweine holen auf: Sie schaffen es immer besser, die Charakteristik ihrer Rebsorten auch ohne den Alkohol zu transportieren. Die Nachfrage steigt – und damit auch das Angebot. Vielleicht ein spannendes Thema für die Fastenzeit? Ich werde diesen Trend auf jeden Fall weiterverfolgen.

Abschied vom „Wine-Wichteln“

Leider gibt es auch einen Abschied zu beklagen: Das beliebte „Wine-Wichteln“, das mehreren Tausend Weinliebhaber*innen seit einem Jahrzehnt Freude bereitete, ist unerwartet Geschichte. Warum das unter Wein-Affinen mit und ohne beruflichen Weinhintergrund sehr beliebte Format plötzlich und unerwartet in seinem zehnten Jahr von uns gegangen ist, bleibt unklar. Bislang „ghosten“ die Initiator*innen die Community, die als eine Facebook-Gruppe organisiert war. Die Natur duldet kein Vakuum, und man darf gespannt sein, was an die Stelle der einst so beliebten Aktion treten wird. Für mich was Wine-Wichteln immer auch eine schöne Gelegenheit, Weine und Winzer kennenzulernen und meinen Event-Teilnehmenden bekannt zu machen, denen ich wohl sonst nie begegnet wäre. Vielleicht entsteht ja schon bald ein neues Format, das diese Lücke füllt?

Ausblick: Dry January und die Zukunft des Weins

Mit dem Jahreswechsel steht auch der „Dry January“ vor der Tür – eine Bewegung, die mittlerweile eine bemerkenswerte Dynamik entwickelt hat. Ursprünglich in Großbritannien gestartet, hat sich der Dry January weltweit etabliert und begeistert immer mehr Menschen. Das Konzept ist einfach: Einen Monat lang wird bewusst auf Alkohol verzichtet.

Dieser Verzicht bietet nicht nur die Möglichkeit, die eigene Beziehung zu Alkohol zu reflektieren, sondern hat auch gesundheitliche Vorteile: besserer Schlaf, gesteigerte Konzentration und nicht zuletzt ein positiver Effekt auf das allgemeine Wohlbefinden. Laut aktuellen Studien spüren viele Teilnehmer*innen schon nach wenigen Wochen eine deutliche Verbesserung ihres Lebensgefühls.

Die Bewegung hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf den Einzelnen, sondern auch auf die Weinbranche und rückt die bereits erwähnten alkoholfreien Alternativen in den Fokus. Für Winzer*innen ist der Dry January daher ein Anlass, über den Tellerrand zu blicken und innovative Ansätze zu verfolgen. Denn klar ist: Der Trend zu einem bewussteren Konsum wird bleiben.

Frohe Festtage und ein guter Start ins neue Jahr

Ich wünsche allen Leser*innen von „Was mit Wein“ erholsame Weihnachtstage, einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Erfolg für alle, die den „Dry January“ ausprobieren möchten. Auf ein genussvolles, spannendes 2025 – mit vielen neuen Entdeckungen aus der Welt des Weins!

Ihr Andreas Archut