Der Sekt, der Winzern schmeckt

Das war eine Entdeckung dieses Sommers 2023: Ein Wein, der mit einer besonderen Geschichte überzeugt. Bei der Veranstaltung „Mythos Mosel“ hatte ich Anfang Juni die Gelegenheit, viele unbekannte Winzer und Weine zu entdecken. Der Wein, um den es hier geht, stand da aber gar nicht auf dem Programm.

Bei „Mythos Mosel“ öffnen am Wochenende nach Pfingsten jeweils auf einem anderen Moselabschnitt gut drei Dutzend Weingüter ihre Pforten. Sie beherbergen an dem Wochenende außerdem zahlreiche Gastwinzer, so dass es insgesamt 120 Winzer und mehrere Hundert Weine kennenzulernen gab.

Der geheimnisvolle Wein unterm Tisch

Wir verbrachten auf einer Wiese an der Mosel eine gute Zeit mit Blick auf die Brauneberger Juffer, eine von den prominentesten Weinlagen an der Mosel. Auf dem Weg zum Shuttlebus machten wir Station auf dem Hof des Weinguts Fritz Haag. Hier beobachtete ich zufällig, wie die Winzer von den Nachbarständen immer wieder mit ihrem leeren Glas zu einem bestimmten Mitaussteller gingen. Es fielen Sätze wie: „Hast Du davon noch was?“ Jedes Mal, wenn ein Kollege zu ihm kam, griff der Winzer unter den Tisch nach einer bauchigen Flasche. Nach dem Einschenken verschwand sie wieder im Schatten unter dem Tisch.

Meine Neugier war geweckt, und ich fragte höflich nach einer Kostprobe des geheimnisvollen Weins. Und was Johannes Haart mir dann netterweise einschenkte, war schlichtweg fantastisch: Ein goldgelber Riesling-Winzersekt „brut nature“, in Ehren gereift, von 2014 bis 2021 auf der Hefe. Dieser Sekt beeindruckte mich durch seine bei aller Trockenheit üppige Fruchtigkeit sowie Noten von Brioche, die einem schon beim ersten Schnuppern entgegenkommen, und einer feinen Würze.

Feine Perlage

Obwohl der Wein analytisch keinerlei Restzucker enthält, vermisst man diesen angesichts der Aromenvielfalt auch gar nicht, und 13 Volumenprozent Alkohol tragen das ihre zu einem ausbalancierten Süße-Säure-Spiel bei. Der Grundwein wurde bereits im Jahr 2014 zusammen mit der Hefe in Flaschen gefüllt und anschließend über 60 Monate lang „auf der Hefe gelagert“. Mit anderen Worten: Hefe und Zucker rein, Flasche zu, und dann das Ergebnis abwarten. Dadurch hatten die Aromen alle Zeit der Welt, sich wunderbar im Wein zu verteilen und eine ganz feine „Perlage“ zu entwickeln.

Perlage, das sind die feinen Kohlendioxid-Bläschen, die nach dem Einschenken aus dem Glas aufsteigen. Das gelöste Kohlendioxid stammt aus der zweiten Gärung in der Flasche. Wird die Flasche geöffnet, geht es in die Gasphase über – Perlchen für Perlchen.

Der Sekt, der Winzern schmeckt

Der Riesling-Sekt „brut nature“ ist der einzige Schaumwein auf der Weinkarte des VDP-Weinguts Haart in Piesport. Johannes Haart sagte mir, er habe den Sekt so gemacht, wie er ihm am besten gefallen hat. Und ganz offensichtlich waren auch die anderen Winzer vom Ergebnis überzeugt.

Für mich war es eine der großen Entdeckungen dieses Sommers. Die Verbindung aus Entdeckerstolz, außergewöhnlicher Geschichte und Genuss macht aus einem tollen Wein einen großartigen Wein!

Apropos „brut nature“: Die Bezeichnung weist darauf hin, dass der Winzer dem Sekt keine zusätzliche Süße mitgegeben hat. Im letzten Schritt des Flaschengärungsverfahrens zur Sektherstellung, dem „Degorgieren“, entfernt der Winzer die beim „Rütteln“ in den Flaschenhals gesunkene Hefe. Da dadurch ein Teil des Inhalts verloren geht, muss die Flasche vor dem Verkorken wieder aufgefüllt werden. Das kann mit einer so genannten „Versanddosage“ geschehen, die auch eine exakt abgemessene Menge Süßwein beinhalten kann. Damit lässt sich der Zuckergehalt des Sekts im Rahmen der vorgegebenen Grenzen auf den gewünschten Süßegrad einstellen. Übrigens ist Sekt, der als „trocken“ bezeichnet wird, spürbar süß – im Gegensatz zum Stillwein „trocken“. Der trocken wirkende Sekt wird mit „brut“ oder „extra brut“ klassifiziert. Der Zusatz „nature“ weist auf den Verzicht auf zugesetzte Süße hin. Und da bei der zweiten Gärung sämtlicher Zucker dem Appetit der Hefe zum Opfer gefallen sind, ist das dann auch garantiert die trockenste Variante des Sektes.

Fotos: Benjamin Wong auf Unsplash (Titel), und Andreas Archut

Fisternöllche und Elewetrische

Ein wunderbarer Weinabend mit Christoph Hammel und Andreas Etienne

Wie bändigt man eine Naturgewalt? Gar nicht! Vielmehr lässt man ihnen ihren Lauf und schaut fasziniert zu. So etwa ging es WasmitWein-Organisator Andreas Archut beim Weinabend mit dem Pfälzer Winzer Christoph Hammel, dem bekannten Bonner Kabarettisten Andreas Etienne und vielen weinbegeisterten Gästen.

Die wahre Pfälzer Urgewalt zeigte sich nicht nur in den ausgewählten Weinen des Weinguts Hammel, sondern auch in der „Bühnenpräsenz“ des leidenschaftlichen Weinmachers, der sich gerne mal was traut. Gleich zu Beginn zeigte sich das am Beispiel der „Liebfraumilch Premium“, eine Weißwein-Cuvée aus Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau und Gewürztraminer. Der einstige Lieblingswein von Königin Victoria war über die Jahrzehnte zum billigen Massenwein verkommen. Hammel wagte die Wiedererfindung des einstigen Spitzenweins. Und er machte deutlich: Am Ende muss der Wein den Menschen schmecken!

Andreas Etienne und Christoph Hammel (rechts).

Andreas Etienne (links) und Christoph Hammel.

Bretter, die die Welt bedeuten

An die Seite des Pfälzer Urviechs hatte Andreas Archut den bekannten Bonner Kabarettisten Andreas Etienne gebeten, der nicht nur mit seinem humorvollen Auftritt den Abend bereicherte. Schnell zeigten sich erstaunliche Parallelen in der Vita der beiden Protagonisten: Beide stammen aus Familien mit Weinbautradition, beide haben ein Faible für die „Bretter, die die Welt bedeuten“, und beide sind gerade dabei, nach einem erfolgreichen Schaffen ihr Werk in die Hände der nächsten Generation zu übergeben. So berichtete Etienne von der Übergabe des „Hauses der Springmaus“ in jüngere und weibliche Hände. Während Christoph Hammel den Übergang der Weingutsleitung auf seinen Neffen und zwei von dessen Studienkollegen eingeleitet hat.

Gemeinsam verkosteten sie exemplarisch Weine aus dem Weingut Hammel und führten dabei eine angeregte Diskussion über das Thema Freundschaft. Besonders beeindruckend waren die Weine, die Christoph mit seinen Winzer-Partnern kreiert hatte. Eine spektakuläre Scheurebe entstand beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Pfälzer Winzerin Steffi Weegmüller-Scherr. Einen weiteren Wein, einen Grünen Veltliner, hatte Hammel mit dem Fernsehkoch und Sommelier aus der Steiermark, Gerhard Retter, erzeugt.

Andreas Etienne erzählte, wie er seine „Springmaus“ an die nächste Generation weitergegeben hat.

Staying alive: Riesling aus Südafrika

Gleich zwei Verkostungsweine erinnerten an die engen Beziehungen, die Christoph Hammel seit seiner Winzerausbildung mit dem Weingut Delheim Estates in Südafrika pflegt: Ein edler Lagen-Chardonnay entstand in Zusammenarbeit mit der südafrikanischen Kellermeisterin Nongcebo “Noni” Langa in Kirchheim an der Weinstraße, wo das Hammelsche Weingut steht. Einen ganz besonderen Riesling – Markenname „Staying alive“ – hat Hammel in Stellenbosch mit den südafrikanischen Winzerkollegen gemacht. Die edle Kresenz reifte im Betonei heran – eine Ausbauform, bei der sich Christoph Hammel auf die Expertise seiner Gastgeber verließ. Das hat sich gelohnt: Ein wunderbar würzig-mineralische Riesling war das Ergebnis.

Impro-Theater mit „Siegfried und Roy“

Doch nicht nur das Probieren der Weine stand im Fokus des Abends. Andreas und Christoph überraschten die Gäste mit schauspielerischen Einlagen und brillierten in ein paar Runden Impro-Theater: Ob als Old Shatterhand und Winnetou, Sigfried und Roy oder Kommissar und Rechtsmediziner – die beiden verzauberten das Publikum und sorgten sie für beste Unterhaltung.

Auch ein kleiner Wettbewerb durfte nicht fehlen, bei dem die beiden Protagonisten rheinische und pfälzische Begriffe erraten mussten. Dabei kam das Pfälzer Fabelwesen „Elwetrisch“ ebenso zu Ehren wie das rheinische Techtelmechtel „Fisternöllche“. Mit viel Spaß und Freude verbrachten die Gäste einen wunderbaren Abend, der erstmals in den Design Offices Bonn Hauptbahnhof stattfand.

Christoph Hammel (links) und Andreas Etienne spielen Impro-Theater.

Neue, kreative Location

Die Location war perfekt gewählt, denn das moderne Ambiente und die großzügigen Räumlichkeiten boten den Gästen ein kreatives Flair. Das Team des Design Offices hatte sich alle Mühe gegeben, um für eine angenehme Atmosphäre zu sorgen.

Insgesamt kann der Abend als voller Erfolg verbucht werden – sowohl was das Programm als auch die Organisation betrifft. Die Kombination aus Weinverkostung und Kabarett hat bei allen Anwesenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen und wird sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Wir freuen uns schon auf weitere Veranstaltungen dieser Art in den Design Offices Bonn Hauptbahnhof!

Das sind die Verkostungsweine des Abends:

  • 2018er Liebfraumilch Premium „Schwarze Madonna“
  • 2022er Scheurebe 2Herzen Weegmüller-Scherr & Hammel
  • 2022er Retter & Hammel Grüner Veltliner
  • 2022er Chardonnay Vom Steinacker by Noni
  • 2022er Riesling Staying Alive Delheim & Hammel

Weine können über den Online-Shop des Weinguts Hammel bezogen werden.

Heiteres Weinaroma-Raten

Warum wir uns beim Riechen und Schmecken oft so schwertun

Mache Weinfans gruseln sich bei dem Gedanken, mit Fachleuten eine Weinprobe zu machen. Da könnte man sich ja blamieren, weil man den Wein nicht beschreiben und Aromen nicht sicher erkennen kann. Dabei fällt das Riechen und Schmecken feiner Nuancen allen Menschen schwer.

Unser Geruchssinn basiert auf dem „olfaktorische System“, das sich ganz oben in unserer Nase befindet. Dort, in einem kleinen Bereich von der Fläche eines Zwei-Euro-Stücks wohnt die Magie des Riechens. Millionen von winzigen Helden namens „Duftstoffrezeptoren“ leben dort. Diese Duftstoffrezeptoren sind wie Spürhunde für Düfte. Sie können die Gerüche wahrnehmen, die wir einatmen, wenn wir durch die Nase atmen. Aber sie können auch die Düfte erkennen, die entstehen, wenn wir Essen kauen. Diese Essensdüfte steigen über eine geheime Brücke zwischen dem Mund und der Nase in die Nase hoch. Und dort oben auf den Schleimhäuten sorgen die Duftstoffrezeptoren dafür, dass wir all die tollen Gerüche riechen können!

Dabei sollten wir bescheiden bleiben: Andere Lebewesen haben einen viel besseren Geruchssinn. So sind Hunde echte „Spürhunde“ und der menschlichen Sensorik um Faktor zehn überlegen. Das Reh übertrifft den Hund aber nochmal um weitere 50 Prozent mit einer Rekordzahl von 360 Millionen Riechzellen in seiner Nase.

Wie wir Aromen lernen

Kennt Ihr das? Da liegt einem ein Weinaroma im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge; aber es will einfach nicht rauf ins Gehirn. Äh, das schmeckt, äh, nach, äh… Erst, wenn der Winzer gnädig ist und die Lösung verrät, schmeckst Du es auch: „Dörrobst im Abgang! Aaaah – dankeschön!“

Bei Weinproben wäre man also gerne ein Reh. Statt dessen muss Du Dich da auf die Sensorik verlassen, die Mutter Natur Dir mitgegeben hat. Und natürlich auf Deine Erfahrung (sofern welche vorhanden ist). Wir Laien haben mangels Übung und Vergleichsmöglichkeiten oft ein Problem damit, aus einem wilden Gemisch von Aromen die „weiße Johannisbeerblüte“ herauszuschmecken.
Warum ist das so? Es liegt wohl daran, wie wir Aromen lernen. Erinnern Sie sich noch an ihre erste Erdbeere? Das knallrote Ding in Mamas Hand? Es verschwand kurz unter der Nase, und dann: Bäng! – eine Explosion von Erdbeeraroma! So kann jeder „Erdbeere“ schmecken. Aber als Nebenton zu Brom-, Him-, Heidel-, Jostabeere und Cassis? Das ist viel schwieriger!

Der „Dörrobst-Effekt“ kann alle treffen

Auch Fachleute haben nicht immer den perfekten Geruchssinn, aber durch Training und ein immer umfangreicheres Repertoire an Fachbegriffen können sie sich in eine Aura des über alle Zweifel Erhabenen hüllen. Dabei sind sie genauso anfällig für Fehleinschätzungen wie wir Laien. Den oben beschriebenen Dörrobst-Effekt habe ich schon mal in einem Fortgeschrittenen-Seminar beim Deutschen Weininstitut erlebt. Der Trainer hatte uns einen Wein zur Blindverkostung eingeschenkt, und wir sollten beschreiben und raten, was es ist. Statt dessen: Stille.

Der Wein war recht verhalten in Duft und Geschmack, und wir nach vielen vorangegangenen Durchgängen etwas schlaff in der Nase. Ich schnupperte wie wild an dem rätselhaften Wein, dann nippte ich. Könnte das? Ach nee! Ich nippte nochmal. Wieder nichts. Nach den sechsten Nippen war das Glas leer, und ich betrachtete es versonnen. Halblaut rutschte mir raus: „Leicht flüchtig…“. Gemeint hatte ich nur, dass der Wein so schnell aus meinem Glas verschwunden war, der Trainer aber verstand wohl „leichtflüchtige Säuren“.

Leichtflüchtige Säuren sind in geringen Konzentrationen schwer wahrnehmbare Carbonsäuren wie Essig- oder Ameisensäure und deren Verbindung mit Alkoholen. Man nimmt sie als Anflug von Lösungsmittel wahr. Und genau das dachte der Trainer, schnupperte hektisch an seinem Glas und bestätigte mir schließlich, dass das immer mal sein könnte, etwa durch spontanen biologischen Säureabbau usw. Ich habe an dem Tag gelernt: Auch Fachleute sind anfällig für den Dörrobst-Effekt, und im Brustton der Überzeugung kann man bei einer Weinprobe (fast) alles behaupten.

Quitte geht immer

Natürlich sollte man diese Erkenntnis nicht schamlos ausnutzen. Aber zur „Selbstverteidigung“ kann man es anwenden. Wenn Ihr das nächste Mal mit „Weinexperten“ verkostet, die von Akazienblüten, Pflaumenhaut und wildem Fenchel schwärmen, dann haltet doch mal dagegen: „Quitte!“ funktioniert bei Weißweinen praktisch immer. Und mit „Waldbeeren“ liegt ihr bei Rotwein nie ganz falsch. Passt aber auf, den Winzer nicht zu beleidigen: „Wie heißt nochmal das Aroma von diesen Karnevalskamellen?“ ist immer die falsche Frage und wenig wertschätzend!

Will man unter Fachleuten mitreden, kann man sich auch mit dem „Aromarad“ des deutschen Weininstituts behelfen. Ich nutze es gerne in meinen Weinseminaren. Passt aber auf, dass Euch der Dörrobst-Effekt nicht auf dumme Gedanken bringt! Manche Leute nehmen bei Verwendung des Aromarads nämlich Aromen wahr, die gar nicht da sind. Erfahrungsgemäß ist immer einer dabei, der irgendwas Abwegiges riecht oder schmeckt, oder das zumindest behauptet. Ein besonderer Aromakandidat dafür ist „Geranie“. Ja, genau: Die Fensterbank-Geranie. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen: Wenn das nochmal einer riecht, wird ein Vorsorgetermin beim HNO-Arzt gemacht. Aber wenn es einer meint zu schmecken, wählen wir den önologischen Notruf: Ab in die ernährungspsychologische Bereitschaftspraxis! Lassen Sie sich helfen!

Fotos: Nikoli Afina auf Unsplash (Gewürze), Irene Kredenets auf Unsplash (Erdbeere)

„Was mit Wein“ beim Ahrwein des Jahres

Beste Weine und Winzer wurden in Ahrweiler prämiert. Ich war dabei! (also nicht bei den Prämierten…)

Für mich war es eine besondere Premiere: Mit Tusch und Fanfare wurde ich auf die Bühne geleitet, um vor einem weinseligen Publikum – darunter viele frisch prämierte Ahrwinzer – einen Redebeitrag zu leisten. Meinen ersten „Auftritt“ bei der diesjährigen „Ahrwein des Jahres“-Preisverleihung wird eine unvergessliche Erfahrung bleiben. Hier ein Auszug meines Beitrags:

Guten Abend! Ein Traum wird wahr! Ich darf auf die Bühne beim „Ahrwein des Jahres“! Hier oben hat man den Überblick: Ich sehe lauter Gewinner! Das muss ein tolles Gefühl sein, wenn die ganze harte Arbeit im Weinberg und im Keller solche Anerkennung findet. Allen Gewinnern der diesjährigen Prämierung meinen allerherzlichsten Glückwunsch!

Sehr clever von Ihnen, die Preisverleihung hier in die Bank zu verlegen! Die Botschaft kommt an: Investieren Sie in Wein! Natürlich in Ahrwein! Wein ist schließlich eine perfekte Geldanlage! Jedes Mal, wenn Sie eine Weinflasche öffnen, können Sie die „emotionale Rendite“ einstreichen. Wo sonst kriegt man für sein Erspartes noch 12 Prozent und mehr? Da bekommt der Begriff „liquide Mittel“ eine ganz neue Bedeutung!

Die lebensverlängernde Wirkung von Ahrwein

Aber kann Wein auch als Altersvorsorge dienen? Schließlich heißt es ja: „Rotwein ist für alte Knaben, eine von den besten Gaben“. Immerhin ist bekannt, dass Ärzte und andere medizinische Dienstleistungen im Ahrtal bis heute oft mit Wein bezahlt werden – man kann also sagen, Wein hat hier definitiv eine lebensverlängernde Wirkung! Doch allzu lange liegenlassen sollte man Wein genauso wenig wie sein Erspartes. Wein und Geld müssen fließen. Aber, wenn ich mich hier so umschaue, ist diese Botschaft längst angekommen!

Nach all der Expertise heute Abend stehe ich ja hier eher stellvertretend für die Konsumentenfraktion. Die vielen Fans des Ahrweins da draußen. Die Sollseite des Absatzmarktes. Das feuchte Ende der Nahrungskette. Sie machen den Wein, wir trinken den Wein. Aber als Verbraucher ist man schnell verwirrt! Da sucht man Orientierung! Etwa bei dem „Phänomen Urlaubswein“: Am Gardasee schmeckte der Wein sooo toll. Bei 30 Grad mit den Füßen im Wasser und einem Wahnsinnsblick auf die Berge. Spontan zehn Kisten davon gekauft, ins Auto geladen, heimgefahren. Zu Hause dann die Enttäuschung: der Bardolino Extra Triviale schmeckt nicht mehr! Was lernen wir daraus? Genießt Euren Urlaub, aber kauft Euren Wein gefälligst hier in der Heimat! Und nett ist es hier schließlich auch. Denn das ist bemerkenswert: Überall, wo Wein angebaut wird, ist es auch schön. Aber am Schönsten ist es natürlich hier im Ahrtal!

Wie kommt die Wahrheit in den Wein?

Es heißt ja auch: „Im Wein liegt die Wahrheit“. Aber ist der Zusatz von Wahrheit überhaupt erlaubt? Müsste das nicht auf dem Etikett deklariert werden? „Kann Spuren von Wahrheit enthalten!“ Als Verbraucher möchte ich natürlich auch wissen: Wie ist die Wahrheit überhaupt in den Wein reingekommen? Ich finde ja schon Füße im Most unhygienisch. Aber Wahrheit?

Also ich würde mich nicht als Weinexperten bezeichnen. Nicht jeder, der Chemie studiert hat und gelegentlich mal ein Glas Wein trinkt, ist schon ein Weinakademiker. Als Chemiestudent lernt man eine Unmenge an Stoff – nur wenig davon hilft einem im Alltag weiter. Immerhin hat man uns eingeschärft, nicht am Reagenzglas zu schnuppern!

Das war nicht immer so: Im 19. Jahrhundert gehörten die Geruchs- und Geschmacksprobe noch fest zur chemischen Analytik. Entsprechend war dann leider auch die Lebenserwartung. Aber das erklärt Trivialnamen wie „Bleizucker“. Mein halbes Studium habe ich gerätselt, warum Blei-Acetat so heißt. Nun, „Bleizucker“ schmeckt offenbar süßlich, ist wasserlöslich – und war früher viel billiger als normaler Zucker. Darum landete das Gift bis ins 19. Jahrhundert im Wein. Auch Ludwig van Beethoven soll gepanschter Wein ins Grab gebracht haben. Dem Maestro wurde der billig „geschönte“ Wein in den Wiener Heurigen zum Verhängnis. Zum Glück ist Weinpanschen heute aus der Mode gekommen. Man wird heute zu schnell erwischt! Im Labor kannst Du alles auf Knopfdruck nachweisen.

Wein und Halloween

Vergifteter Wein? Ganz schön gruselig! Aber es passt: Schließlich ist heute Halloween. Das Wort kommt von „All Hallows‘ Eve“, also „der Abend vor Allerheiligen“. Gut, nach all dem Lob hier rechnen wohl einige Ahrwinzer schon fest mit ihrer Heiligsprechung. Wer das glaubt, wird selig! In der Halloween-Nacht geht es eher ums Gruseln und Erschrecken. Und Leckereien. „Trick or Treat“ rufen die verkleideten Kinder in der Halloween-Nacht. „Süßes oder Saures!“ „Süßes oder Saures!“ – Früher musste man sich als Winzer noch entscheiden, wo man da steht. Heute ist das nicht mehr die Frage. Klimawandel hat eben nicht nur Nachteile.

Die Sache mit dem Terroir

Aber mit „Süßes oder Saures!“ wird man einer so komplexen Angelegenheit wie dem Ahr-Frühburgunder natürlich nicht gerecht. Diese Pracht, diese Vielfalt, diese Aromen! Rebsorten wie der Früh- und der Spätburgunder zeigen die Hand derjenigen, die den Wein machen. Terroir nennt man das dann. Wieder so ein Weinbegriff, der für uns Laien schwer zu fassen ist. Mit Chemie kommst Du da gar nicht weiter. Und trotzdem weiß jeder hier im Saal, dass es eben nicht nur darauf ankommt, wo der Wein gewachsen ist, sondern auch, wer ihn gemacht hat. Zwei Zeilen nebeneinander – können zwei sehr verschiedene Weine ergeben. Wie sonst könnte man heute Abend – und das völlig zu Recht – solch verdiente Preise verleihen? Da kommt man ins Schwärmen!

Ein bekannter Weinkomödiant hat mal gedichtet: „Wein ist Poesie in Flaschen“. Das macht Sie, liebe Ahrwinzer, zu den Poeten. Und die Hauptsache des heutigen Abends, den Ahrwein, – zu einem Gedicht. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Foto von Giorgio Trovato auf Unsplash

Ein Wein-Abend mit Winzer Christoph Hammel

Wein und Talk mit dem Pfälzer Winzeroriginal Christoph Hammel und dem Kabarettisten Andreas Etienne

Wir laden Sie am 17. November 2023 ein zu einem Weinabend mit dem Pfälzer Winzeroriginal Christoph Hammel! Bei der Weinprobe haben Sie die Gelegenheit, erstklassige Weine zu verkosten und das Pfälzer Original, das sie erschaffen hat, zu erleben. Als Special Guest begrüßen wir außerdem den bekannten Bonner Kabarettisten Andreas Etienne.

Foto: Peter Bender

Beeindruckende Bandbreite

Christoph Hammel steht für Tradition und Moderne. Gerade hat sein Betrieb sein 300-jähriges Bestehen gefeiert. Die nächste Winzergeneration steht schon in den Startlöchern.

Bekannt ist Christoph Hammel für die beeindruckende Bandbreite seiner Weinstile. Vom exquisiten Lagenwein bis zum pfiffigen Konzeptwein für den Lebensmitteleinzelhandel beherrscht er sein Handwerk virtuos. Seine Leidenschaft für den Weinbau geht einher mit einem sicheren Gespür für das, was die Herzen von Weinbegeisterten höher schlagen lässt.

Doch Christoph Hammel ist nicht nur ein exzellenter Winzer, sondern auch ein echtes Unterhaltungstalent. Mit seiner charmanten Pfälzer Art und spannenden Geschichten macht er diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis. Dabei nimmt der Winzer kein Blatt vor den Mund und zeigt klare Kante zu aktuellen Trends und Fragen rund um den Wein.

Verborgene Gemeinsamkeiten

Andreas Etienne, Gründungsmitglied des Improvisationstheaters „Springmaus“, ist in Bonn bekannt „wie ein bunter Hund“, dass ihn mit dem Gast des Abends einige Gemeinsamkeiten verbinden, dagegen wohl eher nicht: Beide entstammen traditionsreichen Winzerfamilien, beide liebäugelten schon in jungen Jahren mit „den Brettern, die die Welt bedeuten“ und beide schauen nun auf eine erfolgreiche Karriere in ihrem Wahlberuf zurück. Das ist reichlich Stoff für gute Gespräche bei dem einen oder anderen Glas Wein. Moderiert wird der Abend von Weinberater Andreas Archut.

Neue Location: Design Offices

Begleiten Sie uns auf eine Reise durch die faszinierende Welt des Weines und genießen Sie eine unterhaltsame Weinprobe mit zwei ganz besonderen Persönlichkeiten.

Unsere neue Location, die Design Offices Bonn-Hauptbahnhof, schafft die ideale Atmosphäre für einen schönen Abend mit interessanten Gesprächen und leckeren Weinen!

Sichern Sie sich jetzt Ihre Teilnahme, denn die Plätze sind begrenzt. Und wie immer gilt: Frühbucher profitieren von einem Preisnachlass.

Weinabend mit Christoph Hammel: Freitag, 17. November 2023, 19 Uhr, Design Offices Bonn-Hauptbahnhof; Frühbucher: 39 Euro plus VVK; regulär 49 Euro; inkl. 6 Weine und Knabberzeug; Tickets unter: https://wasmitweinundhammel.eventbrite.de

Fotos: Peter Bender/Weingut Hammel

Christoph Hammel in einem Video anlässlich der „Supermarkt-Safari“ von wasmitwein.de und Ingo Konrads im Jahr 2020.

Trendweine „PiWis“: Zukunft, die man schmecken kann

Bislang konnten nur wenige Weinbegeisterte mit dem Begriff „PiWis“ etwas anfangen. Diese „pilzwiderstandsfähigen Rebsorten“, die Insider als PiWis bezeichnen, gibt es zwar schon lange, aber sie führten bislang eher ein Nischendasein im Weinbau. Das könnte sich nun ändern. Denn PiWis sind nicht nur nützlich, sondern mittlerweile echte Alternativen zu den Platzhirschen unter den Weinen. Im August laden wir Euch ein, die wunderbare Welt der neuen „Zukunftsweine“ kennenzulernen.

Nur ein minimaler Bruchteil der in Deutschland angebauten Rebsorten gehört der Gruppe der PiWis an. Dabei handelt es sich um Rebsorten, die gegenüber Pilzkrankheiten wie Echtem und Falschem Mehltau oder Schwarzfäule widerstandsfähiger sind als herkömmliche Weine. Diese Sorten wurden durch gezielte Kreuzungen mit wilden Rebenarten gezüchtet, die natürliche Resistenz gegen Pilzkrankheiten aufweisen. Diese „Resistenzpartner“ bringen oft etwas herbere Noten in das Aromenspektrum ein und waren in der Vergangenheit für manchen wenig erfolgreichen Versuch einer Neueinführung verantwortlich. Inzwischen haben Züchter und Winzer das aber in den Griff bekommen. Neuere PiWi-Züchtungen sind als Wein wesentlich gefälliger und näher an den etablierten Sorten.

Alternative für Klimaschutz und Bioanbau

PiWis bieten eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Rebsorten, die oft mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden müssen, um Pilzkrankheiten zu bekämpfen.

Durch den Einsatz von PiWis kann der Einsatz von Pestiziden in Weinbergen deutlich reduziert werden, was nicht nur die Umwelt schont, sondern auch die Gesundheit der Weinbauern und Verbraucher schützt. Das ist vor allem im wachsenden Segment des Bioweinbaus ein Segen, da hier als einzige Alternative zu konventionellem Pflanzenschutz oft nur Kupfer-halte Präparate verwendet wendet werden dürfen. Die enthaltenen Kupfersalze sind wasserlöslich, so dass Behandlungen nach Regen wiederholt werden müssen, und das Schwermetall reichert sich auf die Dauer im Boden an.

Hier zeigt sich auch ein indirekter Nutzen von PiWi-Rebsorten: Die Winzer müssen wesentlich seltener durch die Weinberge fahren, was Treibstoff und damit CO2 einspart und zu weniger Bodenverdichtung führt, was nicht nur der Humusbildung förderlich ist.

PiWis liegen voll im Trend

Waren PiWi-Winzer bis vor kurzem noch eine wenig beachtete Randerscheinung im Weinbau, so stehen sie mittlerweile im Rampenlicht. Dass das so war, liegt nicht zuletzt daran, dass Einzelhandel und Gastronomie lange einen Bogen um PiWis machten – zu groß war die Sorge, die Verbraucher könnten sich von neuen Namen und Geschmackserlebnissen abschrecken lassen. Darum setzte man lange auf die immer gleichen Rebsorten-Dauerbrenner.

Doch mit einem neuen Bewusstsein für Umwelt und Klimaschutz kommt Bewegung in den Markt. Davon konnte ich mich bei der Weinmesse ProWein im März überzeugen: Hier war überall von den neuen Rebsorten als dem Trend des Jahres zu hören. Auch international ist man auf die Chancen aufmerksam geworden, die nicht zuletzt wirtschaftlich interessante Perspektiven eröffnet. So sollen in Frankreich mittlerweile große Flächen mit PiWis bestockt worden sein, die sich mit minimalem Aufwand bewirtschaften lassen und als Grundstoff für kostengünstigen Supermarktwein vertrieben werden können.

Prämierte Initiative für „Zukunftsweine“

Aber auch im Premiumsegment kommen die PiWis langsam an. Zwar geben sich die führenden Vertreter des gehobenen Preissegments, allen voran der Verband der Prädikatsweingüter VDP, noch skeptisch, aber immer mehr Winzer und Genossenschaften beginnen mit den neuen Reben zu experimentieren. Und die Initiative „Zukunftsweine“, ein Zusammenschluss von mittlerweile rund 40 PiWi-Winzern, steht spätestens seit vergangenem Jahr im Mittelpunkt des Trends, seit sie mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden ist. Entsprechend selbstbewusst trat die Initiative dann auch auf der ProWein in Düsseldorf auf. Und auch ihre Weine mussten die Zukunftswinzer*innen nicht verstecken: Beispiele aus dem wachsenden Sortiment ihrer Mitgliedsbetriebe werden wir auch bei unserer Veranstaltung im August verkosten.

Zukunft im Glas: PiWi-Weine kennenlernen
Ein neuer Termin wird noch bekanntgegeben!

Wein und Klimawandel – informative Weinprobe mit Winzer Bernhard Kirsten

Der Klimawandel ist in aller Munde. Aber wussten Sie, dass das auch mit Wein geht? Ende Juni kombinieren wir in einer Weinprobe Genuss und Information zu einem der größten Themen unserer Zeit – und wie es sich auch auf den Weinbau und seine Produkte auswirkt. Aus erster Hand berichtet uns dazu der Special Guest des Abends, Winzer Bernhard Kirsten vom Weingut Schlossgut Liebieg an der Mosel.

Winzer Bernhard Kirsten. Foto: PHORMAT ANDI G

Ob Wärme, Trockenheit oder Extremwetterlagen – Klimawandel ist spürbar wie nie zuvor und dringt in alle Lebensbereiche vor. Der Weinbau ist da keine Ausnahme. Das habe ich in vielen Gesprächen mit Winzer*innen immer wieder gehört. Berhard Kirsten ist einer davon. Allein in seiner Lebenszeit hat er fundamentale Veränderungen an den Rahmenbedingungen des Weinbaus erlebt. Darüber werden wir am 30. Juni mit ihm sprechen.

Bereits im vergangenen Jahr haben wir dem Thema ein eigenes Weinseminar gewidmet. Mit Bernhards Hilfe bieten wir nun eine Neuauflage an.

Kann man den Klimawandel im Wein überhaupt schmecken? Wir finden: Ja, wenn man sich bestimmte Aspekte des Klimawandels vergegenwärtigt. Beispiele dafür wollen wir im Rahmen der informativen Weinprobe erlebbar machen.

Wir zeigen anhand von eindrücklichen und überraschenden Beispielen, wie Winzer mit dem Klimawandel umgehen und fragen uns, welchen Wein wir wohl in ein paar Jahren trinken werden. Antworten liefern wir bei der Verkostung von sechs ausgewählten Weinen aus deutschen Anbaugebieten, die Aspekte der Klimaveränderungen dokumentieren.

Wein und Klimawandel fällt am Freitag, 30. Juni 2023 leider aus! Wir werden so bald wie möglich einen neuen Termin bekanntgeben.

Brot und Wein am 12. Mai 2023

Ein unterhaltsamer Weinabend mit Max Kugel und Pfarrer Joachim Gerhardt

Brot und Wein – das gehört zusammen! Jedes für sich genommen eröffnet schon eine Welt von Geschmack und Aromen, aber in Kombination sind beide wirklich wunderbar, vor allem, wenn beide aus besten Zutaten mit Leidenschaft und größter handwerklicher Sorgfalt bereitet worden sind.

Mit der tatkräftigen Unterstützung des bekannten Bonner Brot-Bäcker Max Kugel werden wir uns auf eine kulinarisch-önologische Entdeckungsreise begeben. Moralische Unterstützung erhalten wir von dem evangelischen Pressepfarrer Joachim Gerhardt, der Gedanken zu den spirituellen Aspekten des Traumpaars Brot und Wein beisteuern wird.

Wir verkosten sechs Brotsorten aus Max Kugels Backstube („da, wo’s nur Brot gibt“) zusammen mit sechs dazu ausgewählten Weinen.

Von jeder verkauften Karte spenden wir 5 Euro an Robin Good, den Familienfonds von Caritas und Diakonie. 

Wann? Freitag, 12. Mai, 18:30 Uhr

Wo? Gemeindesaal, Kurfürstenstraße 20B, 53115 Bonn

Tickets ab 39 Euro plus VVK gibt es unter https://brotundwein2023.eventbrite.de

(v.l.) Max Kugel, Andreas Archut und Joachim Gerhardt. Foto: Volker Lannert

Wein und Klimawandel

Mit einem hoch aktuellen Thema melden wir uns zurück

Foto: Ales Maze/Unsplash

Die Pandemie hat uns so manchen Strich durch so manche Rechnung gemacht. Präsenzveranstaltungen waren nur noch sehr eingeschränkt möglich. Aber man lernt ja, mit dem „neuen Normal“ zu leben. Beim Klimawandel ist das nicht anders. Ob Wärme, Trockenheit oder Extremwetterlagen – Klimawandel ist spürbar wie nie zuvor. Schleichend dringt der menschgemachte Wandel in alle Lebensbereiche vor. Der Weinbau ist da keine Ausnahme. Das habe ich in vielen Gesprächen mit Winzer*innen immer wieder gehört. Und sehr unterschiedliche Ansätzen kennengelernt, wie man damit umgehen kann – von „Weiter so, der Wein wird schließlich immer besser!“ bis „Wir müssen jetzt umsteuern, damit unsere Kinder auch noch Wein anbauen können!“.

So entstand die Idee, dem Thema ein eigenes Weinseminar zu widmen. Aber kann man den Klimawandel im Wein überhaupt schmecken? Mit dieser Frage bin ich im Mai bei der Weinmesse ProWein in Düsseldorf allen Winzerinnen und Winzern auf den Wecker gegangen. Aber es hat sich gelohnt: Ich bin mit einem Notizbuch voller Ideen nach Hause gefahren, wie man Aspekte des Klimawandels im Rahmen einer Weinprobe erlebbar machen kann.

Das Ergebnis ist das Special „Wein und Klimawandel“. In einer unterhaltsam-informativen Weinprobe zeigen wir anhand von eindrücklichen und überraschenden Beispielen, wie Winzer mit dem Klimawandel umgehen und fragen uns, welchen Wein wir wohl in ein paar Jahren trinken werden. Antworten liefern wir bei der Verkostung von sechs ausgewählten Weinen aus deutschen Anbaugebieten, die Aspekte der Klimaveränderungen dokumentieren.

Das Klimawandel-Special findet am Samstag, 24. September 2022, um 19:30 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Lutherkirche, Kurfürstenstr. 20 B, 53115 Bonn, statt. Karten gibt es unter: https://weinklima2022.eventbrite.de (49 Euro, Frühbucher bis 31.08.2022 39 Euro zuzüglich VVK).

Supermarkt-Safari am Vorabend der Wahl

Wer die Wahl hat, hat die Qual? Nicht bei wasmitwein.de! Beim Wahl-Special der Supermarkt-Safari am Vorabend der Bundestagswahl stand Weingenuss zur Wahl. Im Finale der Online-Veranstaltungsreihe standen je drei Weine aus dem Sortiment der Groß-Discounter Lidl und Aldi-Süd zur Wahl. Das Publikum war dabei per Videokonferenz zugeschaltet.

Weinbewertungen kennt das wasmitwein-Publikum bereits von den ersten beiden Safari-Terminen, bei denen jeweils sechs Discounterweine einer Kette verkostet und bewertet wurden. Unter Anleitung von Wein-Comedian Ingo Konrads galt es auch dieses Mal wieder, die Verkostungsweine nach den Kriterien Aufmachung, Geschmack und Trinkfluss zu bewerten.

Für das Wahlspecial setzten wasmitwein-Gastgeber Andreas Archut und Ingo Konrads noch einen drauf: Ingo Konrads hatte dazu ein Wahl- und Demoskopie-Studio in seinem Weinkeller in Oberwinter eingerichtet. Bei der Weincomedy drehte sich alles um die bevorstehende Bundestagswahl und die Parallelen zur Discount-Weinwelt. Im Wahlstudio analysierte Ingo Konrads die sechs zur Wahl stehenden Weine aus Gründlichste: Neben Volumenprozenten wertete er auch das Preis-Alkohol-Verhältnis aus – mit überraschenden Ergebnissen. Auch zeigte er erstaunliche Parallelen von Sprüchen nach der Wahl und nach der Weinlese auf („Mit den Roten tun wir uns immer schwer.“) und stellte die Weinhintergründe hinter den Wahlplakaten der Parteien auf.

Zum Höhepunkt gab es dann die große Abstimmung – natürlich mit Erst- und Zweitstimme wie im richtigen Leben: Einerseits galt es den besten Wein des Abends zu bestimmen, andererseits den besten Discounter. Und das Ergebnis war eindeutiger, als man es in letzter Zeit von der Politik gewohnt ist: Mit einer großer Mehrheit setze sich der Lidl-Riesling „Ader“ vom Weingut Spreitzer aus dem Rheingau gegen starke Konkurrenz durch. In der Kategorie „Bester Discounter“ hatte jedoch Aldi Süd die Nase – knapp – vorne.

Gleich zwei Mitgliedsweingüter des Verbands deutscher Prädikatsweingüter (VDP) waren unter den sechs verkosteten Weinen. Überhaupt können sich die Sortimente der großen Discounter mittlerweile sehen lassen. Durchweg ordentliche Qualitäten spiegelten sich auch in den Bewertungen der Teilnehmenden der Safari wider. Allerdings: Auch beim Winzer im Weinanbaugebiet nebenan bekommt man für sieben, acht Euro schon hervorragende Weine mit einer persönlicheren Note. Wobei inzwischen auch in den Regalen der Discounter Gutsabfüllungen zu finden sind, also Weine, deren Trauben in den eigenen Weinbergen des Weinguts gewachsen sind. Auch saisonale Weinprojekte setzen sich immer mehr durch. Sie haben den Vorteil, dass die erzeugenden Winzer nicht ganz so viele Flaschen abliefern müssen, um mit den Discountern ins Geschäft zu kommen.

Dr. Knut Bergmann vor dem „Bundesbüdchen“ an der Heussallee.

Mit einem per Video eingespielten Gastauftritt des bekannten Autoren des Buchs „Mit Wein Staat machen“, Dr. Knut Bergmann, gelang am Abend endgültig, die Brücke zwischen Wein und Wahl zu schlagen. Bergmann hatte für sein Buch die Weinkarten der Staatsempfänge seit Gründung der Bundesrepublik durchforstet. Er berichtete, dass es in der bundesdeutschen Politik über Jahrzehnte eine stetige Qualitätssteigerung in Sachen Wein gab – mit individuellen Akzenten. So trank Adenauer zwar wenig, aber hochklassig, während es bei Theodor Heuss preisgünstigen, aber soliden Lemberger gab, und davon reichlich. Zumindest mit Blick auf die Staatsangelegenheit Wein sei unabhängig vom Wahlausgang mit großer Kontinuität zu rechnen.